In einer 2018 von PwC durchgeführte Studie gaben 65 Prozent der Führungskräfte an, dass ihre Organisation über keine erfolgversprechende Strategie verfügt. Das bedeutet letztlich, dass selbst die Personen nicht überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein, die an der Festlegung der strategischen Entwicklung beteiligt waren. 

Ein großes Problem ist, dass im konventionellen Management Erfolg nicht am hinarbeiten auf strategische Ziele, sondern über das Einhalten von finanziellen Kennzahlen und Prognosen definiert wird. Deshalb werden Führungskräfte alljährlich in der „strategischen Planung“ aufgefordert die Vergangenheit in Wünsche - oder bestenfalls Ziele - für die Zukunft zu übersetzen. Unbeeindruckt von einer sich wandelnden Welt wird hier davon ausgegangen, dass Manager in der Lage sind, Unvorhergesehenes vorauszusehen. Veränderungen sind aber heute nicht mehr einzelne, kurzzeitige Störungen im geordneten Betriebsablauf, sondern kontinuierlicher Bestandteil der Arbeit. Viele dieser so genannten Strategien sind deshalb am Ende auch gar keine (mehr dazu hier). Wenn es für Unternehmen jemals möglich war, sich der Ungewissheit zu entziehen, dann ist das heute definitiv nicht mehr der Fall. COVID, unterbrochene Lieferketten, der Krieg in der Ukraine, das Ende der Globalisierung, wie wir sie kannten, unerwartete technologische Fortschritte - es ist nicht vorhersehbar, was nächste Woche passieren wird. 

In einer konventionell geführten Organisation verbringen Manager den größten Teil ihrer Zeit mit operativen Fragen des Tagesgeschäfts. Probleme sehen immer so aus, als ob sie ohne die Aufmerksamkeit des Managements verheerende Auswirkungen hätten. Das Dringende verdrängt meist das Wichtige. Unternehmen verhindern so systematisch einen zukunftsorientierten Fokus. Strategie spielt im unternehmerischen Alltag eine erschreckend untergeordnete Rolle.

Gleichzeitig scheint eine Minderheit von Unternehmen, die auffallend oft an der Westküste der USA beheimatet sind, in der Lage zu sein, die Zukunft mit außerordentlichem Elan und Kreativität zu erschließen. Wie kann das sein?

Manche Unternehmer haben verstanden, dass in einer Welt, die von disruptiven, unerwarteten und schnellen Veränderungen beherrscht wird, die Extrapolation der Vergangenheit ein veraltetes Leitprinzip für ihren Strategieprozess ist. Sie richten ihr strategisches Handeln stattdessen konsequent auf ihre erwünschte Zukunft aus - und arbeiten dann unermüdlich an deren Umsetzung. Diese Unternehmen haben eine eigene Vision entwickelt, die erklärt, wie sie das eigene Geschäftsmodell neu erfinden wollen und gehen in ihrer Strategie darauf ein, wie sie mit den wahrgenommenen oder den in Zukunft erwarteten Veränderungen in der Branche umgehen wollen, um Bedrohungen zu umgehen und neue Chancen zu schaffen. Dabei kombinieren sie die Methoden Foresight Thinking und Backcasting, indem sie sich zunächst auf eine „attraktive Zukunft“ festlegen und dann „rückwärts“ überlegen, was bspw. in einem Jahr, in sechs Monaten, in drei Monaten, in der nächsten Woche und so weiter der Fall sein müsste.
Dazu ist es sinnvoll, den aktuellen Zustand der Organisation im Hinblick auf das Zielbild zu bewerten, um die Lücken zur Zielvorstellung zu identifizieren. So ist nicht nur klar, in welchen Bereichen Transformationsbedarf besteht, sondern auch eine Basis für Messungen geschaffen.

Die Schwierigkeit bei jeder Transformation ist, dass Unternehmen ohne eine gewisse Kontinuität nicht in der Lage sind Traktion zu erzielen. Traktion beschreibt die Fähigkeit der Organisation zur Nutzung von vorhandenen Kompetenzen, Governance und Technologie, um Produkte erfolgreich zu machen, während Transformation die Fähigkeit der Organisation sich anzupassen und zu verändern beschreibt. Man könnte auch sagen, Traktion sorgt dafür, dass heute Geld verdient wird und die Fähigkeit zur Transformation dafür, dass das auch morgen noch der Fall sein wird. Unternehmen mit hoher Transaktion tuen sich zwangsläufig schwerer mit Transformation und umgekehrt. Eine Strategie bewegt sich zwangsläufig im Spannungsfeld zwischen Traktion und Transformation, oder anders ausgedrückt beschreibt eine Strategie den Weg von einem Zustand relativer Sicherheit und Kontinuität zu einem als wünschenswert identifizierten Zustand in der Zukunft. 

Das Ziel jeder Organisation muss es sein, die Zeit und die damit verbundenen Kosten und Risiken die für die Übergänge benötigt werden zu minimieren. In der realen Welt, also immer dann wenn es um Produktion, Anlagen, Gebäude usw., aber auch Geschäftsmodelle, Kundenbeziehungen oder das Markenbild der Kunden geht kann man es sich deshalb gar nicht leisten Fehler zu machen. Mit dieser Sichtweise wird die Exploration der Vergangenheit plötzlich zu einer durchaus validen Vorgehensweise. 

Wenn wir es uns aber nicht leisten können in der realen Welt zu experimentieren und wenn wir trotzdem in unseren Strategien mutiger werden müssen, dann ist die beste Alternative datengesteuert zu werden. Das virtuelle Abbild der Welt ermöglicht neben Effizienzsteigerungen etablierter Prozesse eben und vor allem auch das Entwickeln von Experimenten und Szenarien, oder gänzlich neuer Geschäftsmodelle. Das ist es, was datengesteuerte Unternehmen von allen anderen unterscheidet. Sie sind in der Lage durch Simulationen auf allen Ebenen strategisch optimiert vorzugehen und trotzdem kontinuierlich operativ besser zu werden. So setzen sie eine sich selbst verstärkende Spirale in Gang. Je mehr Erkenntnisse sie gewinnen, desto bessere Produkte/Dienstleistungen können sie anbieten. Je besser das Kundenerlebnis ist, desto mehr Kunden werden angezogen. Je mehr Kunden man hat, desto mehr Erkenntnisse gewinnt man.

Was Sie dafür brauchen ist eine Datenplattform die ganz anders aufgestellt ist, als dies in den letzten Jahrzehnten gängige Praxis war. Denn lange wurden Datenplattformen vor allem mit dem Ziel geschaffen eine eindeutige Quelle der Wahrheit zu liefern (Business Warehouse). Abgesehen davon, dass dieser Ansatz es nie geschafft hat dieses Versprechen zu erfüllen, hat die sich daraus ergebende Einstellung zu einer unglaublich restriktiven Haltung im Umgang mit Daten geführt. Die zentrale IT als Hüter der Wahrheit tat alles dafür die angestrebte Einheit zu sichern, was zu überregulierten Zugriffsregeln und absurden Restriktionen für alle Anwender führte. Während die meisten Unternehmen noch gut nachvollziehen können, was und warum etwas passiert ist, können nur einige wenige verfolgen, was gerade passiert (Streaming), und nur wenige können Vorhersagen treffen, was in Zukunft passieren könnte (maschinelles Lernen und KI). 

Gerne würden wir Ihnen an dieser Stelle ein Stück Software verkaufen, dass all ihre Probleme behebt. Die Wahrheit aber ist, dass die meisten Unternehmen viel mehr ändern müssen, als nur die technische Basis. Kennen Sie ein größeres Unternehmen bei dem sich die IT nicht jahrelang über Controller wunderte, die alle Daten die sie in die Finger kriegen konnten in „ihr“ Excel übertrugen, um dort dann endlich ungehindert mit ihnen zu arbeiten? Eine IT, die es für die Domänen schon wieder irgendwie richten musste, weil die Anwender nicht bereit waren Verantwortung zu übernehmen? Kennen Sie einen Fachbereich, der sich nicht über die restriktive Handhabung der IT mit ihren Daten mokierte, der nicht über zu lange Anforderungs- und Umsetzungszyklen klagte? 

Zwischen Ihnen und einem wirklich datengesteuerten Unternehmen steckt also nicht nur ein technisches, sondern auch ein organisatorisches Problem. Es geht um nicht weniger, als das Zusammenarbeitsmodell der Abteilungen radikal zu verändern. Das Kundenproblem in den Mittelpunkt zu stellen und auch interne Adressaten als Kunde zu begreifen. Es geht darum Unternehmensziele viel strategischer zu definieren und viel stärker im betrieblichen Alltag zu verankern.

Veröffentlich am 27.7.2022

Thema: Datenstrategie, datengesteuertes Unternehmen, datengetriebene Unternehmenskultur